Die Innenstadt von Dresden, symbolisiert mit dem "26er Ring", nach der Fahrtroute einer ehemaligen Straßenbahnlinie. Dieser Kreis wurde in Segmente ähnlich einer Torte geteilt, jeder Mitstreiter der AG Stadtdokumentation fotografiert in seinem Abschnitt typische farbige Stadtszenen. Nach einer ersten Aktion 2016 haben wir nun eine zusätzliche Herausforderung eingebaut - jeder muss Motive einer bestimmten, nach Zufall ermittelte Farbe fotografieren. In einer Ausstellung wird das bunte Ergebnis nun präsentiert.

Die hier gezeigten Aufnahmen bilden die Folgeausstellung zur Ausstellung „Sprache der Stadt“, die wir im Herbst 2018 ebenfalls hier im „Schwarzen Salon“ zeigen konnten. Das Ergebnis der neuen fotografischen Untersuchungen ist sicherlich noch subjektiver. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Konzentration auf Farben die Bezogenheit auf und die Bindung an den abgebildeten Gegenstand auflockert bzw. diese Bindung tendenziell sogar auflöst. Farben werden zudem als solche wahrgenommen und haben eine emotionale Wirkung. Und bei der Betrachtung mancher unserer Aufnahmen ist auch gar nicht so einfach zu entscheiden, welche Farbe denn nun im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen soll. Eine Stadt kann eben stets in vielfältiger Weise in ihren Farben und deren Relevanz wahrgenommen werden.

Es entbehrt daher nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet wir, die wir sonst doch eher sehr gegenständlich zu fotografieren gewohnt sind, uns für ein „Farbenspiel“ – für fotografische Farbmalerei - entschieden haben. Damit wird das Bild der Stadt sicherlich sehr verfremdet. Dennoch glauben wir, dass man die Stadt in unseren Aufnahmen wiedererkennt – und dies womöglich sogar emotional reichhaltiger, als es bei einer betont sachlich-gegenständlichen Herangehensweise der Fall gewesen wäre.                   

(Text: Mario Hennig, Christoph Boosen)